Selbstbestimmung braucht gepflegte Langeweile!

Vielleicht haben Sie am Montagmorgen schon einmal Ähnliches gehört: „Was für ein Wochenende! Jede Minute haben wir genutzt: Freitag Konzert, Samstag Museum und gestern gab es eine Wanderung. Und, was hast du gemacht?” Wer traut sich da noch zuzugeben, nichts gemacht zu haben?
Wieso sind wir ständig so betriebsam?
Es scheint, dass es uns ein grosses Bedürfnis ist, gebraucht zu werden und nützlich zu sein. Zudem leben wir in einer Gesellschaft, in der eine prall gefüllte Agenda Wichtigkeit verkündet. In der mit Raubbau am Körper, 70-Stunden-Wochen und wenig Schlaf angegeben wird.
Ob im Beruf oder in der Freizeit ständig herrscht die Diktatur der effizienten Zeitnutzung. Pausen müssen effektiv überbrückt und unsere Freizeit aktiv und sinnvoll genutzt werden. Bloss keine Langeweile aufkommen lassen!
Unser Gehirn braucht Ruhe!
Wieso mögen Langeweile so wenig? Wir wissen doch alle, wie wichtig Ruhephasen sind. Das bestätigen uns Wissenschaftler aller Sparten. Erkenntnisse aus Neurowissenschaft und Psychologie sprechen eine klare Sprache: Unser Gehirn braucht Zeiten der absoluten Ruhe!
Ruhephasen zu vernachlässigen, führt zu Stress und Rastlosigkeit. Chronische Geschäftigkeit ist kontraproduktiv und schädigt unsere Gesundheit. Sie wirkt zum Beispiel schädigend auf unser Herz-Kreislauf-System, auf das Immunsystem, den Hormonhaushalt und die Fettverbrennung.
Langeweile und Müssiggang verhelfen zu mehr Selbstbestimmung
Es gibt ausreichend wissenschaftliche Befunde, die nachweisen, dass Phasen von Müssiggang erholsame und kreative Zeiten für unser Gehirn sind. Wer hat noch nie die Lösung eines schwierigen Problems bei einem Spaziergang gefunden, während er vor sich hinträumte und dem Vogelgezwitscher lauschte?
Langeweile und Müssiggang können uns lehren herauszufinden, wer wir sind und was wir wollen. Nichts zu tun und von nichts stimuliert zu werden, kurzum: sich zu langweilen, birgt eine Chance: die Konfrontation mit uns selbst.
Jeder kann das – nichts tun! Also, lasst uns damit anfangen!
Wenn wir mehr Müssiggang zulassen – ihn gar zelebrieren –, dann haben wir die Chance herauszufinden, wer wir sind und was wir wollen. So führt also Müssiggang zu mehr Selbstwirksamkeit und Handlungsfreiheit.
Klingt paradox, ist aber so.
Zur Autorin
Silke Weinig ist Coach, Trainerin und Bloggerin für Selbstmanagement und Potentialentfaltung. Ihr Ziel ist es, wirksame Instrumente und kreative Impulse zu geben, mit denen jeder seinen beruflichen und privaten Alltag nach den eigenen Bedürfnissen gestalten kann. Kontakt www.silkeweinig.com oder weinig@silkeweinig.com